Raoul Gehringer ist Musikpädagoge, Chorleiter und Komponist. Er widmete sein ganzes Berufsleben den Wiener Sängerknaben, wo er als Erzieher, Musiklehrer, Kapellmeister eines Tourneechores und zuletzt als Assistent und Stellvertreter des künstlerischen Leiters tätig war. Er war dort auch maßgeblich an der Gründung eines Oberstufenrealgymnasiums, wo er dann auch unterrichtete, beteiligt, indem er die Lehrpläne für die schulautonomen Unterrichtsfächer erstellte. Als Künstler konnte er sich zum letzten Mal im Dezember 2012 bei der Eröffnung des Konzertsaals der Wiener Sängerknaben (MuTh) auf der Bühne präsentieren, was für ihn eine große Freude und Genugtuung darstellte.

Nachdem er 2011 die allerersten Symptome, wie Stolpern, Fallenlassen diverser Gegenstände und andere Ungeschicktheiten noch nicht sonderlich ernst genommen hatte, bemerkte er vor allem beim Klavierspielen, dass seine Motorik und Bewegungskoordination auffällige Defizite aufzuweisen begannen. Nach einer ersten Konsultation durch einen Neurologen war bald klar, dass diese Anzeichen Grund genug darstellten, um weitere diagnostische Maßnahmen einzuleiten. Die endgültige Diagnose ALS wurde schließlich im Mai 2012, ein Jahr nach den ersten Symptomen, gestellt.

Nur drei Monate davor hatte er mit seiner Frau und seinen drei Kindern sein neues Haus in der Ruhelage des Wienerwalds bezogen. Schon bald nach dem Einzug war es daher notwendig, aufwändige Umbauten für eine barrierefreie Nutzung vorzunehmen.

Seit Februar 2014 ist Raoul Gehringer für die Verrichtungen des Alltags auf eine 24-Stunden-Pflege angewiesen.